Sonntag, 1. November 2009

zu viele töne

Die drei begnadeten Gitarristen Paco de Lucia, Al Di Meloa und John McLaughlin haben vor fast dreissig Jahren mit dem Live Album "Friday Night in San Francisco" nicht nur einen Standard gesetzt.

Erstens ist diese Produktion als LP und MC sowie ab 1991 als neu gemasterte CD mehr als zwei Millionen mal verkauft worden, was für ein Live Album mit akustischer Gitarrenmusik einmalig bleiben wird.

Zweitens ist die audiophile Spielerei so auf die Spitze getrieben worden, das die drei Gitarristen im Panorama Stereobild meilenweit auseinander zu sitzen scheinen. Hi-Fi über alles!

Und drittens haben die drei Musiker einen unsäglichen Stile geprägt: wir sprechen vom „Friday Night in San Francisco Syndrom“.

Es wird auf Saiten geraspelt und gekratzt, auf Instrumente geschlagen, musikalisch in unkontrolliertem Tempo gerast, Mitmusiker werden gejagt, es wird zu viel und zu schnell gespielt. Die Musik ist weder Zusammenspiel noch Dialog (bzw. Trilog) sondern eine ungestüme, hitzige Debatte ohne viel Sinn und Stil.

Ein grosser Anteil am Reiz der Live Aufnahme von San Francisco ist das Mitwirken des Publikums, welches die Arena zur Corrida und die Musiker zu Torreros hoch jubelt. Ein Fest der Superlative ohne Zweifel.

Dies hat sich in die Hirnrinden der meisten Musiker gefressen. Uns Amateuren wird immer wieder doziert, wir sollen Musikalität über den Drang, unser Können zu demonstrieren, stellen. Aber gestandene Herren brechen im letzten Drittel von Konzerten regelmässig aus, ergreiffen die Flucht nach vorne und spielen Stierkampf bis die Musik blutig im Sand der Arena liegt und das Publikum johlt und vergisst, wofür es bezahlt hat.

Schlimmer kann's nicht werden hofft man in solchen Moment aber dann werden musikalische Zitate wie das wunderbare "Pink Panther Thema" von Henry Mancini, das "James Bond Thema" von John Barry oder Migros Klubschule Blues Riffs zusammenhanglos angespielt und das Publikum wird zum Mitsingen oder rhythmischen Klatschen aufgefordert.

Da breche ich leider weg... die Spannung jedes Konzertes erreicht dann für mein Empfinden den Tiefpunkt und ich fühle mich elend.

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